Robert Klement spricht über sein neues Buch „Die Panther von Rio“ und seine Erfahrungen als Schriftsteller.

FAMILIEN-MAGAZIN 03/1994

FM: In Ihrem Buch, den „Panthern von Rio“, geht es um Straßenkinder, die von Todesschwadronen gejagt werden. Ein aktuelles, brandheißes Thema.

Klement: Ich war längere Zeit in Brasilien, habe zu diesem Thema ausführlich recherchiert und war Helfer eines UNICEF-Straßenkinderprojekts. In den vergangenen vier Jahren wurden in der „Traumstadt“ am Zuckerhut 7.000 Straßenkinder von bezahlten Killern ermordet, die im Auftrag von Geschäftsleuten und Tourismusmanager arbeiten. Diese Tatsache hat mich sehr betroffen gemacht.

FM: Sicher keine „leichte Kost“. Sie greifen ja immer wieder engagiert brisante Themen auf.

Klement: Von Karl Bruckner, den ich als jugendlicher Leser sehr schätzte, habe ich gelernt, dass man jedes Thema aufgreifen kann, es kommt nur auf die spannende Handlung an. Ein Dritte-Welt-Buch muss nicht langweilig sein, der Leser wird in meinem Roman nicht mit Informationen über Hunger und Elend überhäuft. Ich möchte über eine möglichst spannende Handlung Problembewusstsein vermitteln. Ich glaube, das ist mir mit den „Panthern von Rio“ und den „Kindern von Leninakan“ gelungen. Für dieses zuletzt erschienene Buch habe ich nach dem schweren Erdbeben in Armenien recherchiert.

FM: Ihre Art zu recherchieren ist sicher nicht ungefährlich.

Klement: Wenn man über die Wirklichkeit schreiben will, muss man sich der Wirklichkeit aussetzten und auch etwas riskieren. Ich bemühe mich in meinen Büchern vor allem um Authentizität, beschreibe Schauplätze möglichst genau, die meisten Hauptpersonen meiner Romane existieren wirklich, ich habe sie persönlich kennengelernt.

FM: Das ist sicher sehr viel mühevolle Kleinarbeit. Welche Ziele verfolgen Sie beim Schreiben?

Klement: Ich möchte Lesern mit diesem reportagenhaften Literaturstil möglichst genau ein Stück Realität näherbringen. Ungeschminkt, auch wenn es mitunter schmerzlich ist. Die Jugendlichen sollen erfahren, unter welchen Umständen Gleichaltrige auf dieser Erde leben. Außerdem ist nichts erregender als die Wahrheit, hat der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch gemeint. Das Leben schreibt die aufregendsten Geschichten.

FM: Sie sind Hauptschullehrer. Welche Bezüge ergeben sich da zu Bücherschreiben?

Klement: Bevor ich ein Manuskript dem Verlag schicke, wird es von zehn Testlesern unserer Schule geprüft. Ich freue mich über Lob der Schüler. Kritik ist mir weitaus lieber. Ich habe durch meinen Beruf den Leser sozusagen „vor mir“. Beruf und Schriftstellerei bilden eine ideale Kombination.

FM: Schreiben Sie für eine bestimmte Altersgruppe?

Klement: Ich glaube, dass ein wirklich gutes Jugendbuch immer auch für Erwachsene interessant und lesenswert ist. Karl Bruckers „Sadako will leben“ wurde in 22 Sprachen übersetzt und von 2 Millionen Menschen gelesen. Das waren sicher nicht nur Kinder und Jugendliche.

FM: In „Hilfe Fernseh-Vampire“ berichten Sie in humorvoller Weise über den übermäßigen TV-Konsum der Kinder.

Klement: Ganz ohne erhobenen Zeigefinger – wie mir bestätigt wurde. Der Erfolg dieses Buches, das die 4. Auflage erreicht hat, hat mich selbst überrascht. Besonders freut es mich, dass die „Vampire“ erst vor kurzem im „Eselsohr“, einer der renommiertesten Fachzeitschriften Deutschlands, sehr gelobt wurden.

FM: Am meisten Anerkennung haben Sie aber zweifellos mit den „Kindern von Leninakan“, inzwischen in 3. Auflage erschienen, erhalten.

Klement: Dieser Roman wurde von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung rezensiert, war in „Fortsetzung folgt nicht“, wurde von Dietmar Grieser in „Ex Libris“ besprochen und erhielt einen Preis der Deutschen Akademie für Jugendliteratur Volkach. Die größte Anerkennung bestand jedoch darin, dass das Buch in Armenien sehr erfolgreich war. Erst vor wenigen Wochen bin ich von einer Lesereise durch Armenien zurückgekehrt.

FM: Gibt es schon Pläne für ein neues Buchprojekt?

Klement: Verlagsleiter Dr. Hubert Hladej hat mir vorgeschlagen, das Thema „Videospiele“ kritisch-satirisch aufzugreifen. Es soll in der Reihe „Hamsterbücher für Bücherhamster“ erscheinen und eine Art Fortsetzung der erfolgreichen „Fernsehvampire“ sein.

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Robert Klement