FÜR ALT UND JUNG
LitGes „etcetera“ 03/1997

Robert Klement, 1949 in St. Pölten als Sohn des nachmaligen Ehrenobmanns der Literarischen Gesellschaft Karl Klement geboren, ausgebildeter Hauptschullehrer für Deutsch und Geschichte, hat seit 1986 zwölf Jugendbücher veröffentlicht, darunter: „Die Kinder von Leninakan“. Esslingen: Esslinger 1991. „Die Panther von Rio“. Esslingen: Esslinger 1994. „Durch den Fluß“. Wien: Jungbrunnen 1997. „7 Tage im Februar“. Wien: Jungbrunnen 1998. „Rette die TITANIC“. St. Pölten: Residenz 1998. „Ein Schloss in Schottland“. St. Pölten: Residenz 2001. „Die Spur des Schneeleoparden“. Düsseldorf: Sauerländer 2003. Für den Band „70 Meilen zum Paradies“. Wien: Jungbrunnen 2006, wurde er am 10. Mai diese Jahres mit dem Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 (dotiert mit Euro 6000,–) ausgezeichnet.

Ein Monat später führte Alois Eder mit ihm das folgende Interview.

Wie lange hast du neben dem Schreiben auch unterrichtet oder umgekehrt, neben dem Unterrichten geschrieben?

Schule und Schreiben waren für mich immer eine Einheit. Als Lehrer hatte ich den Leser buchstäblich „vor mir“. Vor 20 Jahren ist mein erstes Buch erschienen, da habe ich noch unterrichtet. Sieben Jahre später begann der schrittweise Ausstieg. Ich kann seither vom Bücherschreiben ganz gut leben.


Wenn ich mich recht erinnere, hast du in den frühen 70erjahren zur Gruppe rund um das "pult" gehört. Was könnte man im neuen Jahrtausend zur Würdigung der damaligen St. Pöltner Literaturszene tun?

Damals herrschte Aufbruchsstimmung. Es war ein wenig „Forum Stadtpark“ an der Traisen. Klaus Sandler hätte heute in der österreichischen Literaturszene seinen fixen Platz. Leider ist er früh verstorben, natürlich sollte man auch heute noch an ihn erinnern.


Waren dir von allem Anfang an Kinder- und Jugendbücher ein Anliegen, bzw. gibt’s auch Literatur anderer Art in deinen Schubladen?

Ich bemühe mich, meine Bücher so zu schreiben, dass sie für alle Altersgruppen interessant sind. Die Schubladisierung von Kinder- und Jugendliteratur halten Experten für falsch. „7 Tage im Februar“, der Roman über das Attentat von Oberwart, wurde aufgrund von Medienberichten von mehr Erwachsenen als Jugendlichen gelesen. „Die Kinder von Leninakan“ gilt in Armenien als Literatur für alle.


Wie groß war der Einfluss deines Vaters, des Ehrenobmanns der LitGes, bei deiner Option für eine literarische Karriere?

Er hat mich zum Schreiben ermutigt, war ein Vorbild. Mit seiner Begabung hätte er ein österreichischer Heinrich Böll werden können, ihm fehlte jedoch der Ehrgeiz. Einige seiner Kurzgeschichten, die vor 50 Jahren im Feuilleton der Arbeiter Zeitung unter Oscar Pollack veröffentlicht wurden, beeindrucken mich heute noch.


Da du bei deinen Projekten auch umfangreiche Reisen oder Recherchen einplanst, sind die Themen deiner Bücher wohl schon langfristig mit den Verlagen abgesprochen. Von welchen Zeiträumen muss man da ausgehen?

Bei aufwändigen Projekten gibt es tatsächlich Absprachen (und Vorauszahlungen) mit Verlagen. Ich schlage einfach ein Thema vor und der Verlag sagt ja oder nein. Zumeist geht es um echte Menschen und wirkliche Schicksale. Ich mag keine Bücher, in denen das leidende Selbst in den Mittelpunkt rückt und literarische Nabelschau betrieben wird.


Welche deiner Recherchen kommt dir im Nachhinein am lehrreichsten vor?

Ich habe das Credo des rasenden Reporters Egon Erwin Kisch übernommen: „Nichts ist erregender als die Wahrheit“. Das Leben schreibt tatsächlich die packendsten Geschichten. Geprägt haben mich Recherchen in Brasilien, wo ich zum Thema Straßenkinder und Todesschwadronen recherchiert habe. In Nepal („Die Spur des Schneeleoparden“) hat mich die Gläubigkeit der Menschen sehr beeindruckt.


Und wie schauen deine Pläne nach dem Buch über die Bootsflüchtlinge aus? Gibt es da schon konkrete, über die du sprechen magst bzw. Bücher, auf die wir uns schon freuen dürfen, und woher nimmst du dafür deine Eingebungen?

Im Jänner erscheint bei Sauerländer „Das Todesriff“, ein Roman über ein historisches Schiff, das 1855 vor Korsika gesunken ist. Die „Eingebungen“ haben ihren Ursprung in der Neugierde. Der „rasende Reporter“ Kisch meinte, Neugierde sei Wissensbegierde.


Was hältst du von der Konkurrenz auf dem Buchmarkt, vor allem dem Großangebot an Phantastik zwischen Harry Potter und dem Herrn der Ringe?

Ich respektiere, dass viele Leser diese Bücher mögen. Es sollte jedoch nicht ausschließlich Fantasy und Mistery geben. Die Leser sollten auch etwas von der Welt erfahren, in der sie leben. Ich halte es für bedenklich, wenn die Wirklichkeit ausgeblendet wird. Das Thema Bootsflüchtlinge („70 Meilen zum Paradies“) betrifft Europa, da können wir uns nicht abkoppeln.


Wie zufrieden bist du mit dem Echo, das du erzielst, und hättest du auf diesem Gebiet noch konkrete Wünsche oder Anregungen?

Wenn man 17 Bücher geschrieben und annähernd 100.000 Exemplare verkauft hat, sollte man zufrieden sein. Natürlich will man aber immer mehr. Es gilt das Wort Thomas Bernhards: „Was immer wir Künstler erreichen, es ist nichts.“


Gibt’s literarische Vorbilder, die dir den Weg gewiesen oder stilbildend gewirkt haben?

In meiner Jugend hat mich Karl Bruckner beeindruckt. Gerne lese ich Ion Krakauer, der ebenfalls viel recherchiert und wahre Begebenheiten („In eisige Höhen“) aufgreift. Hans Weigel hat gemeint, man sollte alle wichtigen Bücher alle 20 Jahre wieder lesen. Und so habe ich mir Truman Capotes „Kaltblütig“ wieder einmal vorgenommen. Alles, was heute als trendige Krimiliteratur die Regale der Buchhandlungen und Bestsellerlisten füllt, kann man getrost vergessen.


Und zuletzt: welchen Anteil nimmst du am gegenwärtigen literarischen Leben, welche Zeitschriften liest du, in welchen Kaffeehäusern verkehrst du?

Da ich fast ständig auf Lesereisen bin, kann ich am literarischen Leben nur beschränkt Anteil nehmen. Neben Büchern lese ich hauptsächlich Nachrichtenmagazine. Man findet mich in jenen Kaffeehäusern, die am meisten Zeitungen und Magazine aufliegen haben.

Quelle: https://www.LitGes.at

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Robert Klement