Ein Monat später führte Alois Eder mit ihm das folgende Interview.
Schule und Schreiben waren für mich immer eine Einheit. Als Lehrer hatte ich den Leser buchstäblich „vor mir“. Vor 20 Jahren ist mein erstes Buch erschienen, da habe ich noch unterrichtet. Sieben Jahre später begann der schrittweise Ausstieg. Ich kann seither vom Bücherschreiben ganz gut leben.
Damals herrschte Aufbruchsstimmung. Es war ein wenig „Forum Stadtpark“ an der Traisen. Klaus Sandler hätte heute in der österreichischen Literaturszene seinen fixen Platz. Leider ist er früh verstorben, natürlich sollte man auch heute noch an ihn erinnern.
Ich bemühe mich, meine Bücher so zu schreiben, dass sie für alle Altersgruppen interessant sind. Die Schubladisierung von Kinder- und Jugendliteratur halten Experten für falsch. „7 Tage im Februar“, der Roman über das Attentat von Oberwart, wurde aufgrund von Medienberichten von mehr Erwachsenen als Jugendlichen gelesen. „Die Kinder von Leninakan“ gilt in Armenien als Literatur für alle.
Er hat mich zum Schreiben ermutigt, war ein Vorbild. Mit seiner Begabung hätte er ein österreichischer Heinrich Böll werden können, ihm fehlte jedoch der Ehrgeiz. Einige seiner Kurzgeschichten, die vor 50 Jahren im Feuilleton der Arbeiter Zeitung unter Oscar Pollack veröffentlicht wurden, beeindrucken mich heute noch.
Bei aufwändigen Projekten gibt es tatsächlich Absprachen (und Vorauszahlungen) mit Verlagen. Ich schlage einfach ein Thema vor und der Verlag sagt ja oder nein. Zumeist geht es um echte Menschen und wirkliche Schicksale. Ich mag keine Bücher, in denen das leidende Selbst in den Mittelpunkt rückt und literarische Nabelschau betrieben wird.
Ich habe das Credo des rasenden Reporters Egon Erwin Kisch übernommen: „Nichts ist erregender als die Wahrheit“. Das Leben schreibt tatsächlich die packendsten Geschichten. Geprägt haben mich Recherchen in Brasilien, wo ich zum Thema Straßenkinder und Todesschwadronen recherchiert habe. In Nepal („Die Spur des Schneeleoparden“) hat mich die Gläubigkeit der Menschen sehr beeindruckt.
Im Jänner erscheint bei Sauerländer „Das Todesriff“, ein Roman über ein historisches Schiff, das 1855 vor Korsika gesunken ist. Die „Eingebungen“ haben ihren Ursprung in der Neugierde. Der „rasende Reporter“ Kisch meinte, Neugierde sei Wissensbegierde.
Ich respektiere, dass viele Leser diese Bücher mögen. Es sollte jedoch nicht ausschließlich Fantasy und Mistery geben. Die Leser sollten auch etwas von der Welt erfahren, in der sie leben. Ich halte es für bedenklich, wenn die Wirklichkeit ausgeblendet wird. Das Thema Bootsflüchtlinge („70 Meilen zum Paradies“) betrifft Europa, da können wir uns nicht abkoppeln.
Wenn man 17 Bücher geschrieben und annähernd 100.000 Exemplare verkauft hat, sollte man zufrieden sein. Natürlich will man aber immer mehr. Es gilt das Wort Thomas Bernhards: „Was immer wir Künstler erreichen, es ist nichts.“
In meiner Jugend hat mich Karl Bruckner beeindruckt. Gerne lese ich Ion Krakauer, der ebenfalls viel recherchiert und wahre Begebenheiten („In eisige Höhen“) aufgreift. Hans Weigel hat gemeint, man sollte alle wichtigen Bücher alle 20 Jahre wieder lesen. Und so habe ich mir Truman Capotes „Kaltblütig“ wieder einmal vorgenommen. Alles, was heute als trendige Krimiliteratur die Regale der Buchhandlungen und Bestsellerlisten füllt, kann man getrost vergessen.
Da ich fast ständig auf Lesereisen bin, kann ich am literarischen Leben nur beschränkt Anteil nehmen. Neben Büchern lese ich hauptsächlich Nachrichtenmagazine. Man findet mich in jenen Kaffeehäusern, die am meisten Zeitungen und Magazine aufliegen haben.
Quelle: https://www.LitGes.at